Sonntag, 23. September 2018

Nein sagen

Wenn man in die
Tasche gesteckt wird,
muss man kein Buch
sein.
Hilft auch nicht weiter

Nein sagen ist eine Kunst, die man lernen kann. Behauptet die Kommunikationstrainerin Monika Radecki in der jüngsten "Focus"-Ausgabe. Diese Behauptung hat mich zu einem Leserbrief veranlasst, der sehr kurz ausgefallen ist: Sie: "Willst du mir diesen Wunsch etwa abschlagen?" Er: "Nein."

Damit wird auch die Umfrage hinfällig, die das Magazin gestartet hat. Das Ergebnis soll so aussehen: "Fast jedem zweiten fällt es schwer, Kindern, Eltern oder Partnern einen Wunsch abzuschlagen." 

Weil die eben sehr raffiniert sind.

Montag, 23. Juli 2018

Die Sonne, die Frau, der Mann

Tatort Dorfweiher. 

Jagen, jagend, gejagt

Das Licht der Sonne jagt über das Weizenfeld, verfolgt von Wolkenschatten. Die Jagd wird erst enden, wenn das Land im Schatten liegt. Licht, Schatten, Licht, Schatten, Schatten, Schatten. Nur nicht müde werden. Schatten wachsen und holen das Licht ein. Noch aber ist die Jagd nicht zu Ende.

Die Frau jagt über das Weizenfeld, verfolgt von einem Mann. Die Jagd wird erst enden, wenn die Frau unter ihm liegt. Atem, schneller Atem, nach Luft ringen. Frau, Mann, Frau, Mann, Mann, Mann. Mord. Nur nicht müde werden. Männer siegen und besiegen Frauen. Noch aber ist die Jagd nicht zu Ende.

Das Licht der Sonne erreicht das Dorf, jagt über den Kirchturm, die Zeiger der Uhr blitzen auf. 16 Uhr. Auch der Schatten erreicht das Dorf, bedeckt einen Mann, der vor dem Gasthof steht, jagt weiter, während der Mann zur Kirchturmuhr hinaufblickt. 16 Uhr. Wenn sie wieder nicht zuhause ist, bringe ich sie um, damit endlich Schluss ist mit den Lügen, mit den Geschichten von einem Mann, der sie verfolgt, sobald sie das Haus verlässt. Der Schatten jagt das Licht der Sonne, das Wasser des Dorfweihers funkelt nur einen Augenblick.

Der Mann jagt die Frau, das Wasser des Dorfweihers stoppt die Jagd. Nach Luft ringen, Luft, Hände, Hände, die hinabziehen, hinab ins Gras, Hände, die suchen, Haut, Beute, während ein anderer Mann hinter der Kirche in eine enge Gasse abbiegt, Schritte, Kopfsteinpflaster, wenn sie wieder nicht zuhause ist.

Sie liegt im Gras, irgendwo liegt sie im Gras, mit einem Mann, am Dorfweiher, wo viele im Gras liegen?


Auszug aus "Von klugen Tauben und dummen Falken-Kurze Geschichten über Tiere und Mörder"

Mittwoch, 2. Mai 2018

Vernarrte Frauen

Die Mischung stimmt

Meine Broschüre "Kein Porno ohne Handlung-Geile Geschichten" hat Frauen wuschig gemacht, weil die Mischung stimmte: Kein Feigenblatt vor den Mund nehmen und entschieden Stellung nehmen gegen alle, die Sex als Unterwerfungs-Instrument missbrauchen.

Auch bei den anderen "Pornos mit Handlung" stimmt die Mischung, siehe "Die versaute Siedlung".

Freitag, 16. März 2018

Die Gleichstellung

Zeit für neue Werke

Die Werke großer deutscher Dichter müssen endlich gleichgestellt werden. Die Gleichstellungsbeauftragte im Bundesfamilienministerium beschränkt sich dabei leider auf die dritte Strophe der deutschen Nationalhymne. Aus Vaterland will Kristin Rose-Möhring Heimatland machen und aus brüderlich mit Herz und Hand soll couragiert mit Herz und Hand werden. 

Das ist mir zu wenig. Nehmen wir doch mal die Leiden eines jungen Wärters, die von Johann Wolfgang von Goethe beschrieben worden sind. Da auch Frauen leiden können, wird es Zeit für einen Briefroman über die Leiden einer jungen Wärterin.

Leid ist aber nicht das Vorrecht der Jugend. Den beiden Briefromanen hinzugefügt werden müssten also die Leiden eines alten Wärters und die Leiden einer alten Wärterin. 

Ich beende meine Ausführungen mit dem Hinweis, dass Helgoland in geraden Jahren in Helgaland und in ungeraden Jahren in Holgerland umgetauft werden sollte. Denn auf dieser Insel hat Hoffmann von Fallersleben die dritte Strophe der deutschen Nationalhymne geschrieben. Wenn diese Strophe gleichgestellt wird, dann bitte auch die Insel, auf der diese Zeilen entstanden sind.

Donnerstag, 1. Februar 2018

Die Walküre

Eine Walküre im "Black Horse"

Burgdorf bei Hannover. Wie eine Walküre aussieht, darüber gehen die Meinungen auseinander. In der Malerei können sie schlank, vollschlank oder dick sein. Dies vorweg geschickt, beantworte ich den heutigen "Anzeiger"-Bericht "Eifersuchtsszene landet vor Gericht-Frau soll Konkurrentin mit einem Glas auf den Kopf geschlagen haben/Angeklagte bestreitet Tat" wie folgt:

Gute Gerichtsreporter sind so selten wie Sonnenstrahlen um Mitternacht und für den "Anzeiger"-Redakteur Joachim Dege wird es nie Mittsommernacht. Das ist aber noch lange kein Grund, Rechtsanwälte und andere Juristen aus Burgdorf so schlecht zu machen, wie er schreibt. Genau, ist doppeldeutig.

Dege zufolge kursiert "in Juristenkreisen der Stadt" ein Running Gag. Bei einem Running Gag handelt es sich bekanntermaßen um ein wiederkehrendes Element der Komik. Jemand macht in verschiedenen Situationen immer den gleichen Fehler. Wenn sich also Juristen aus Burgdorf darüber - wie Dege behauptet - lustig machen würden, dass "wer das Black Horse betritt, sich mit einer möglichen Körperverletzung schon so gut wie einverstanden erklärt", dann wäre das traurig-aber kein Running Gag. 

Dass der "Anzeiger"-Redakteur gar nicht weiß, was ein wiederkehrendes Element der Komik ist, steht also fest. Und wie ist es um seine Kenntnisse bestellt, wenn es um nordische Sagengestalten geht? 

"Angeklagt ist eine 28 Jahre alte, walkürenhaft anmutende Frau mit wallendem schwarzen Haar", schreibt er, "reichlich Schminke im Gesicht, Unterarmtattoo sowie langen, spitzen und bunten Fingernägeln, die einen wahrhaftig das Fürchten lehren können". Da zittert man doch sofort mit dem verängstigten Gerichtsreporter, der sich während der Verhandlung immer wieder vergewissert, dass der Notausgang nicht weit ist. 

Deswegen verzeihen wir ihm auch den nächsten Satz: "Mit der von der Staatsanwaltschaft angeklagten gefährlichen Körperverletzung will die Frau auf der Anklagebank aber nichts zu tun haben."

Für eine Walküre gibt es keine Unschuldsvermutung. Das weiß doch jeder. 

Ein Beitrag für www.burgdorferkreisblatt.de